Nach der
Geburt meines ersten Kindes bin ich überglücklich. Die Geburt habe ich gut
überstanden. Meine Tochter ist gesund und kräftig. Sie ist ein hübsches Baby
und hat feine, dunkle Haare. Auf dem Bauch liegend hebt sie ihren Kopf bereits.
Was für ein Wunder! Ich bin berührt und empfinde ein grosses Glücksgefühl. Ich
spüre, dass ich nie mehr allein bin, weil ich jetzt ein Kind habe.
Ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll mit meiner täglichen Arbeit. Neun
Tage vor der Geburt sind wir aus dem Kanton Zürich nach Frutigen umgezogen. In
unserer Garage stapeln sich die Umzugskisten.
Mein Mann muss drei Wochen Militärdienst absolvieren. Ich fühle mich allein mit
meiner Arbeit und mit der grossen Verantwortung. Ich bin überfordert.
Mein Mann arbeitet sich an seiner neuen Arbeitsstelle ein. Und schliesst seine
Techniker-ausbildung in Zürich ab. Das bedeutet, dass er noch einige Male nach
Zürich reist, um seine Prüfungen abzulegen.
Ich bin müde und fühle mich ausserstande, alles zu leisten, was zu tun ist. Gleichzeitig
habe ich Hemmungen, mich irgendjemandem anzuvertrauen. Schliesslich, so sagt
mir mein Verstand, bin ich eine junge Mutter mit einem gesunden Kind. Das
müsste für mich doch alles zu bewältigen sein. Andere Mütter schaffen das ja
auch. Das sehe ich ringsum, wohin ich auch schaue. Zwischendurch bin ich auch
traurig und weine für mich allein.
Diese erste Mutter-Kind-Zeit empfinde ich als grosse Herausforderung.
Fünf Monate
lang stille ich mein Töchterlein alle vier Stunden, auch in der Nacht. Das kostet
mich Energie und ich bin sehr dankbar und glücklich, als die Kleine zum ersten
Mal die ganze Nacht durchschläft.
30 Jahre später: Meine Tochter begegnet
einer Wochenbett-Fee
Mittlerweile ist meine Tochter erwachsen. Sie ist verheiratet und erwartet
ihr zweites Kind.
Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes organisiert sich meine Tochter
hauswirtschaftliche Hilfe von einer Wochenbett-Fee. Diese Frau kommt 8 Wochen
lang jeweils am Samstag ins Haus und geht meiner Tochter zur Hand.
Die jungen Eltern sind beide froh, dass sie diese Unterstützung erhalten. Die
Wochenbettfee dient dem ganzen Familiensystem. So bleibt auch Zeit, einmal mit
dem älteren Sohn alleine zu spielen oder schlitteln zu gehen.
Diese Dienstleistung wird zu einem grossen Teil durch die Zusatzversicherung
der Krankenkasse übernommen.
Als ich von dieser Möglichkeit erfahre, macht es bei mir „Klick!“.
Genauso möchte ich auch arbeiten. Ich finde, diese erste Zeit mit einem
neugeborenen Baby zu Hause ist eine sehr sensible und auch wichtige Zeit. Wenn
dieser Start gut gelingt, ist viel gewonnen.
Mich überzeugt dieses Modell der Hilfe während der ersten Wochen sehr.
Dreieinhalb Jahre später starte ich ebenfalls mit meiner
Wochenbettunterstützung.
Ich habe grosse Freude an dieser Aufgabe und lerne jeden Tag dazu. Jede junge
Mutter ist ein Individuum mit persönlichen Vorlieben und mit eigenen Werten und
Normen.
Eine neue Familie
Mit Spannung und Freude gehe ich jeweils zum ersten Mal in die Familie. Was
erwartet mich wohl? Eine Begrüssung auf vier Pfoten vielleicht? Ein staunendes
Kleinkind an der Hand seiner Mutter? Welches sind meine Aufgaben? Erst mal
ankommen und zuhören.
Sehen, wie es der jungen Mutter geht. Anteil nehmen.
Und dann wird’s gleich praktisch:
„Würdest du der dreijährigen Tochter beim Anziehen helfen? Danach schauen, dass
sie ihr Brot isst.“
Ja, das sind schöne Aufgaben. Der Teddy hat auch Hunger und kommt mit zum
Frühstückstisch. Er hat sogar einen Bärenhunger.
Und dann wieder erlebe ich, wie ein Geschwisterchen eifersüchtig ist aufs Baby.
Wie es seine Wasserflasche auf den Fussboden leert oder seine Spielsachen umher
schmeisst. Ich nehme das grosse Kind an der Hand und wir gehen in den Garten.
Schauen die Pflanzen an. Da fliegt ein Schmetterling!
Danach bereiten wir gemeinsam ein Birchermüesli zu. Die Dreijährige ist dabei.
Hilft, Früchte zu waschen. Sie gibt einen Becher Haferflocken hinzu.
Freude und Leichtigkeit
Sehr gerne trage ich dazu bei, dass Ihr Start ins Familienleben gut gelingt.
Ich fühle mich erfüllt, Teil Ihres Anfangs zu sein. Humor, Freude und
Leichtigkeit begleiten mich dabei.